Ergotherapie bei Demenz: Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung die nicht nur die Betroffenen selbst, als auch ihre Angehörigen vor große Herausforderungen stellt. Die Rolle der Ergotherapie in diesem Kontext wird zunehmend erkannt und geschätzt. Ergotherapie bietet innovative Ansätze, um den Alltag von Menschen mit demenziellen Erkrankungen zu erleichtern und gleichzeitig die Lebensqualität der Angehörigen zu verbessern. In diesem Artikel beschreiben wir, wie moderne Ergotherapie in der Arbeit mit Demenzkranken und ihren Familien wirkt und welche Übergänge dabei von Bedeutung sind.
Die Bedeutung der Ergotherapie bei Demenz
Ergotherapie zielt darauf ab, die Menschen bei der Wiedererlangung und Beibehaltung ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen. Bei demenziellen Erkrankungen welche oft mit einem Verlust an kognitiver Funktion, an Alltagskompetenzen einhergehen, kann Ergotherapie entscheidende Hilfe leisten. Durch gezielte Interventionen lernen Betroffene wie sie alltägliche Tätigkeiten trotz kognitiver Einschränkungen sicher ausführen können. Das gelingt durch therapeutische Aktivitäten, Gedächtnistraining, motorische Übungen und kreative Therapien geschehen.
Ein besonderer Aspekt der Ergotherapie ist die personenzentrierte Herangehensweise. Therapeut:innen gestalten die Therapie individuell, basierend auf den Bedürfnissen, Wünschen und Lebensgeschichten der Klienten. Das trägt dazu bei, dass die Betroffenen innere Ressourcen aktivieren können und ein Gefühl von Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen.
Unterstützung für Angehörige
Die Hilfe der Ergotherapie beschränkt sich nicht nur auf die demenzkranken Personen selbst. Auch die Angehörigen spielen eine zentrale Rolle im Pflegeprozess. Sie sind häufig die Hauptbetreuer, tragen die emotionale und körperliche Last der Pflege. Ergotherapie kann durch Schulungen und Beratungen wertvolle Unterstützung bieten. Angehörige lernen, wie sie die Selbstständigkeit ihrer Liebsten fördern und gleichzeitig ihre eigenen Belastungen verringern können.
Therapeuten können Angehörige auch darin schulen, wie sie mit herausforderndem Verhalten umgehen können, das bei Demenz häufig auftritt. Strategien zur Deeskalation, zur Verbesserung der Kommunikation und zum Umgang mit Frustration werden vermittelt. Diese Kenntnisse helfen nicht nur im Alltag. Sie bieten emotionalen Rückhalt für Angehörige die sich sicherer im Umgang mit der Erkrankung fühlen. Ursachen für die Schädigungen im Gehirn sind vielfältig. Gründe warum die Nervenzellen verloren gehen kann nicht in allen Fällen geklärt werden. Folglich zeigen sich entsprechende Symptome.
Aktivität + Zufriedenheit = Lebensqualität
Praktische Ansätze der modernen Ergotherapie
Moderne Ergotherapie setzt auf innovative Methoden, die den individuellen Bedürfnissen der Demenzkranken gerecht werden. Hier sind einige Beispiele für effektive Interventionen:
1. Alltagsorientierte Therapien
Ergotherapeuten gestalten die Therapie so, dass sie Alltagsaktivitäten wie Kochen, Putzen oder Gartenarbeit integriert. Gewohnte Tätigkeiten fördern nicht nur die Motorik und Kognition, sondern stärken auch die verbliebenen Fähigkeiten der Betroffenen. Das Ziel ist es, eine sinnvolle Betätigung zu schaffen, die den Patienten ein Gefühl von Normalität und Zufriedenheit gibt.
2. Kreative Therapien
Kreative Ausdrucksformen wie Malen, Musik oder Basteln fördern nicht nur die sensorischen und motorischen Fähigkeiten, sondern auch die emotionale Verbindung zwischen demenzkranken Personen und ihren Angehörigen. Solche Aktivitäten können Erinnerungen wecken und die Kommunikation erleichtern. Hierbei entstehen oft Momente der Freude, die sowohl für Betroffene als auch für Angehörige entlastend wirken.
3. Technologischer Einsatz
In den letzten Jahren haben technologische Hilfsmittel Einzug in die Ergotherapie gehalten. Tablets und Softwareprogramme, die speziell für Menschen mit Demenz entwickelt wurden, unterstützen das Gedächtnistraining und die Orientierung im Alltag. Angehörige können mithilfe dieser Technologien beobachten, wie die Betroffenen Fortschritte machen, was zusätzliche Motivation bietet.
4. Anpassung der Wohnumgebung
Ergotherapeuten analysieren die Wohnverhältnisse und geben Empfehlungen zur Anpassung der Umgebung. Ziel ist es, Räume so zu gestalten, dass sie für demenzkranke Personen sicherer und zugänglicher werden. Beispielsweise durch klare Beschilderungen, die Verwendung von Kontrasten kann zur besseren Orientierung oder die Schaffung von Rückzugsorten geschehen.

Übergänge und Transition
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ergotherapie bei demenziellen Erkrankungen ist der Übergang. Der Prozess der Diagnose einer Demenz kann für Betroffene und Angehörige sehr belastend sein. Ergotherapeuten unterstützen die Familien in dieser Übergangsphase, indem sie ihnen helfen, sich auf die veränderten Lebensumstände einzustellen. Das beinhaltet nicht nur praktische Tipps für die Alltagsbewältigung, sondern auch emotionale Unterstützung.
Zudem kann die Ergotherapie einen Übergang vom häuslichen Umfeld in stationäre Einrichtungen begleiten. Diese Phase ist oft mit Ängsten und Unsicherheiten behaftet. Durch vorbereitende Gespräche und die Erklärung der Abläufe in der neuen Umgebung können Ergotherapeuten helfen, diese Sorgen abzubauen.
Fazit
Die Rolle der Ergotherapie in der Begleitung von Menschen mit demenziellen Erkrankungen und deren Angehörigen ist vielfältig und unverzichtbar. Sie trägt dazu bei, die Lebensqualität sowohl der Betroffenen als auch der pflegenden Angehörigen nachhaltig zu verbessern. Durch individuell angepasste Therapien, emotionale Unterstützung und die Förderung von Selbstständigkeit wird der Weg durch die Herausforderungen der Demenz erleichtert. Im Mittelpunkt steht stets die Würde des Menschen und die Beibehaltung seiner Identität, auch in Zeiten des Wandels.
Das gute Gelingen der Alltagsaktivitäten,
die einem besonders am Herzen liegen, schafft für alle Beteiligten mehr Ausgeglichenheit und stärkt das Selbstbewusstsein. Jeder Mensch will Sinnvolles tun. Moderne Ergotherapie hilft dabei und sie wurde in den Niederlanden bereits erfolgreich umgesetzt.
Das Bundesgesundheitsministerium fördert derzeit die Freiburger WHEDA-Studie, um den neuen Ansatz in sieben deutschen Städten zu untersuchen.
(www.uniklinik-freiburg.de/zggf/live/ForschungLehre/Forschung/WHEDA.html)
Sebastian Voigt-Radloff, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie am Universitätsklinikum Freiburg
in der Broschüre „Leben im Anderland“, 2009